Notizen |
- Abstammung und frühes Leben
Adelheid von Löwen wurde als älteste Tochter von Gottfried I. dem Bärtigen, Herzog von Niederlothringen, Graf von Löwen sowie Landgraf von Brabant, und dessen erster Gemahlin Ida von Namur, in Löwen geboren. Sie stammte damit väterlicher- und mütterlicherseits von Karl dem Großen ab. Ihr Vater war ein Verbündeter des Kaisers Heinrich V. Adelheids Geburtsjahr ist nicht überliefert, sondern wird auf etwa 1103 geschätzt, da sie von den Quellen zum Zeitpunkt ihrer Heirat mit König Heinrich I. von England 1121 als puella (Mädchen) bezeichnet wird und nach 1135 noch sieben Kinder gebar.[3] Zu ihren Geschwistern gehörte u. a. Gottfried II., der seinem Vater 1139 als Graf von Löwen und Landgraf von Brabant folgte. Nach dem übereinstimmenden Zeugnis der Chronisten, u. a. von Heinrich von Huntingdon, war Adelheid, über deren frühe Ausbildung nichts bekannt ist, eine außerordentlich schöne Frau.[4] Die Troubadoure besangen sie als The Fair Maid of Brabant.[5]
Heirat mit Heinrich I. von England
Pläne für Adelsheid Vermählung mit dem verwitweten König Heinrich I. gab es vielleicht bereits vor dem am 25. November 1120 erfolgten Tod von Heinrichs einzigem legitimem Sohn William Ætheling beim Untergang des White Ship. Jedenfalls beschleunigte Heinrichs nunmehriger Bedarf, einen neuen männlichen Erben zu produzieren, dieses Heiratsprojekt. Laut dem englischen Historiker und Theologen Eadmer waren Heinrichs Ratgeber überzeugt, dass sich Adelheid nicht nur wegen ihrer Attraktivität, sondern auch wegen ihrer Moral und ihres Charakters der ihr zugedachten Rolle einer englischen Königin als würdig erweisen werde.[3] Möglicherweise war Heinrichs einzige noch lebende Tochter aus seiner ersten Ehe, Matilda, an der Anbahnung seiner zweiten Heirat beteiligt, da sie zu dieser Zeit mit ihrem Vater in enger Verbindung stand.[6] Die Heirat des etwa 52-jährigen Königs Heinrich I. mit der ungefähr 18-jährigen Adelheid fand am 24. Januar 1121 in Windsor Castle statt.[3]
Englische Königin
Die junge Königin begleitete ihren Gemahl in der Folge anscheinend häufig auf dessen Reisen – so etwa 1125, 1129 und wahrscheinlich auch 1131 in die Normandie –, wohl um die Chancen zur Zeugung eines Kindes zu erhöhen.[7] Trotz dieses Umstands und der zweifellos gegebenen Zeugungsfähigkeit beider Ehepartner blieb die fast 15 Jahre andauernde Ehe kinderlos. Hildebert von Lavardin, Bischof von Le Mans, tröstete Adelheid deswegen in einem brieflichen Schreiben.[8]
Im Gegensatz zu Edith von Schottland, der ersten Gattin Heinrichs I., trat Adelheid politisch sehr selten in Erscheinung. Sie beglaubigte nur wenige Urkunden ihres Gemahls, spielte keine Rolle im Beratungsgremium des Königs und fungierte nie als Regentin. Als Morgengabe erhielt sie ausgedehnte, von ihr verwaltete Güter, u. a. die Grafschaft Shropshire sowie Queenhithe in London. Auch verfügte sie über einen eigenen Haushalt, wobei einige Mitglieder ihres Personals aus Lothringen mitgekommen waren. Ihre beiden ersten Kanzler stiegen in den Rang hoher Prälaten auf: Godfrey wurde 1123 Bischof von Bath und Simon 1125 Bischof von Worcester.[3] Ihrem Bruder Joscelin von Löwen übereignete sie ein großes Landgut, Petworth, in Sussex, das von dem ihr gehörigen Arundel Castle abhängig war.[9]
Adelheid war kulturell gebildet, zeigte eine besondere Vorliebe für Literatur und tat sich am englischen Hof als Patronin französischer Lyrik hervor. So förderte sie den anglonormannischen Dichter Philippe de Thaon, der ihr sein aus dem Lateinischen übersetztes Bestiaire (Bestiarium) widmete. Geoffroy Gaimar deutet an, dass sie den Poeten David mit der Abfassung einer heute verlorenen Biographie über Heinrichs Leben in Gedichtform beauftragte.[3]
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