Notizen |
- Namensgebend ist das altsächsische Wort "hurst" für Gestrüpp oder das althochdeutsche Wort "Horst" für die Bezeichnung eines Niederwaldes.[1] Das Geschlecht erscheint erstmals urkundlich mit Ruthger de Hurst im Jahr 1142. Mit Gyselbertus de Horst, miles (Ritter), urkundlich 1234[2] beginnt eine sichere Stammreihe.
Die Frage nach dem Stammsitz des Horster Adelsgeschlechts legt – folgt man den ältesten Erwähnungen – zwei Orte nahe: Horst an der Emscher und Horst an der Ruhr. Wenngleich eindeutige Belege fehlen, sprechen einige Aspekte für Haus Horst an der Ruhr. Der überschwemmungssicher hoch über der Ruhr gelegene Raum um das heutige Essen-Horst war schon früh besiedelt. Die Geschichte des nur wenige Kilometer entfernten Steele reicht z. B. bis in das 9. Jahrhundert zurück: Bereits im Jahr 840 wird dieser Ort erstmals urkundlich erwähnt. 938 hielt der zweite Deutsche König und spätere römische Kaiser Otto I. der Große dort einen Hoftag ab, weshalb im 11. Jahrhundert eine Memorialkapelle errichtet wurde – einer der Vorgängerbauten der heutigen Steeler Pfarrkirche.
Seit 955 gehörte Horst mit Steele und der Bauerschaft Freisenbruch zum Stift Essen. Diese Bauerschaft wird 1047 in einem Verzeichnis des Klosters Werden erwähnt. Durch den Ort verlief ein zweiter Zweig des Hellwegs zu einer Furt über die Ruhr (Der ursprüngliche Hellweg führte über Schonnebeck und durch die Bauerschaft Kray-Leithe. Beide Wege wurden noch Jahrhunderte später nebeneinander benutzt.). Möglicherweise wurde Haus Horst im Zusammenhang mit dieser Handelsroute angelegt, was für eine frühe Gründung der Burganlage spricht.[3]
Horst an der Emscher hingegen lag an einer Furt durch den Fluss am Weg von Essen über Buer nach Recklinghausen – verkehrstechnisch im Vergleich zum Hellweg eher eine zweitrangige Verbindung. Auch machte die Lage unmittelbar am Fluss in der sumpfigen Niederung Ackerbau unmöglich. Dennoch existierte hier auf einer zwischen zwei Emscherarmen gelegenen Insel bereits im 11. Jahrhundert eine durch Ausgrabungen nachgewiesene Hofstelle, deren in geringem Umfang aufgefundene Ausstattung auf einen gewissen Wohlstand der Bewohner schließen lässt.[4] Aus dieser gehobenen Hofstelle erwuchs dendrologisch nachgewiesen erst im 13. Jahrhundert eine zunächst hölzerne Burganlage.
Doch nicht nur das größere Alter und die verkehrstechnisch bedeutendere Lage verweisen auf Horst an der Ruhr als Stammsitz. Ein religiöser Aspekt kommt hinzu. Die oben erwähnte, bis ins 11. Jahrhunderte zurückreichende Pfarrkirche in Essen Steele trägt das Patrozinium des Heiligen Laurentius. Dessen Verehrung verbreitete sich in Deutschland nach dem Sieg König Ottos I. gegen die Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld, die am Laurentiustag, dem 10. August 955, stattfand.[5] Die sich um diesen Heiligen rankenden Legenden waren den nur knapp vier Kilometer von Steele entfernt wohnenden Herren von der Horst mit Sicherheit bekannt. In einer dieser Erzählungen wird Hippolytus als Gefängnisaufseher des Laurentius erwähnt. Dieser Hippolytus wurde der Legende nach von Laurentius im Gefängnis zum christlichen Glauben bekehrt und deshalb selbst als Märtyrer hingerichtet. Genau dieser Hippolytus wird Pfarrpatron der Burgkapelle von Horst an der Emscher (ein sehr seltenes Patrozinium in Deutschland; die Horster Pfarrkirche Sankt Hippolytus trägt es bis heute). Der Schluss liegt nahe, dass der neue Herr von Haus Horst an der Emscher einen Heiligen als Patron seiner Kirche wählte, den er aus dem Umfeld seines „Heimatheiligen“ von Haus Horst an der Ruhr kannte, womit dieses ein weiteres Argument für sich verbuchen könnte, Stammsitz des Geschlechtes „von der Horst“ zu sein.
Geschichte
Es war Gerhard von der Horst, der im späten 12. Jahrhundert an der Emscher – wahrscheinlich auf Betreiben des Essener Stifts – unter Aufschüttung eines Erdhügels die ursprüngliche Hofstelle zu einer hölzernen Motte ausbauen ließ, möglicherweise um die Grenzen des Stiftsterritoriums zu sichern und die dem Stift hörigen Höfe zu schützen.[6] Damit war auch die Aufsicht über die Wildbahn im Emscherbruch und das Recht des Fangs der Emscherbrücher Pferde verbunden. Durch Ausgrabungen ist diese frühe Burganlage umfangreich erforscht worden.[7] Nach einem Brand wurde um 1210 der Hügel erhöht und die Holzanlage durch ein Steinhaus mit einer Ringmauer ersetzt; im 15. Jahrhundert wurde die Anlage zu einer Wasserburg erweitert.
Heinrich von Horst wird im Jahr 1280 als Drost der Grafen von Berg genannt. 1282 ist sein Bruder Hugo als Marschall der Essener Fürstäbtissin Berta von Arnsberg belegt. Wahrscheinlich erscheint eine Verwandtschaft mit den Erbdrosten des Essener Stifts, den Herren von Altendorf, deren bis heute erhaltene Burg der steinernen Anlage zu Horst glich. Ab 1363 sind die Herren von der Horst in Urkunden auch als Lehnsmänner der Grafen von Kleve genannt. Sie konnten die Eigenständigkeit ihres Stammsitzes lange Zeit gegen den Machtanspruch des benachbarten Kölner Erzbistums behaupten.[8] Da sie sich jedoch die Gerichtsherrschaft in den Kirchspielen Gladbeck und Buer, die zum kurkölnischen Territorium gehörten, angemaßt hatten, strengte der Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden 1410/11 einen Prozess gegen die Horster Ritter an, als dessen Resultat sich die Familie 1412 dem Erzstift unterwerfen musste. Rütger von der Horst leistete dem Kölner Erzbischof den Treueid, was eine Eingliederung der ehemals eigenständigen Herrschaft in das erzbischöfliche Vest Recklinghausen zur Folge hatte. Im Gegenzug erhielt er die Herrschaft als kurkölnisches Lehen wieder zurück.[9]
Rütger von der Horst erbte 1547 die inzwischen heruntergekommene Burg, welche 1554 abbrannte. Er ließ daraufhin an deren Stelle bis in die 1570er Jahre ein prachtvolles Renaissanceschloss errichten. Unter sechs Kölner Kurfürsten bekleidete er das Marschallsamt; Erzbischof Salentin von Isenburg ernannte ihn kurz vor seiner Abdankung zum Kölner Statthalter im Vest Recklinghausen. Seine Erbtochter Margarethe brachte Schloss Horst 1582 an die Familie von Loë zu Palsterkamp, in der nächsten Generation fiel es 1607 an die Herren von der Recke.
Eine Linie der Familie war an den Niederrhein gezogen, wo sich das Haus Horst bei Giesenkirchen in ihrem Besitz befand. 1338 trug Hermann von der Horst dieses dem Kölner Erzbischof Walram von Jülich zu Lehen auf. In Urkunden des 14. Jahrhunderts erscheint die Familie auch als Besitzer von Haus Horst in Essen, das die Herren von der Horst als Ministerialen des Essener Stifts zu dieser Zeit anstelle eines älteren Hofes errichtet hatten. Der dortige Zweig starb schon um 1400 aus. Die niederrheinische Linie teilte sich später in einen Zweig im Kurkölner Raum und eine Linie im Herzogtum Kleve auf.[10] Der 1492 mit Haus Horst bei Giesenkirchen belehnte klevische Erbmarschall Wilhelm von der Horst war der Letzte seiner Linie; der Besitz fiel über seine Erbtochter an die Familie von Palant und in der nächsten Generation an die von Dorth.
Ein Teil der Familie hatte sich schon früh in der Grafschaft Vechta angesiedelt. Im Jahr 1180 war die Burg Hinckamp an der Haase in ihrem Besitz. Von dort aus verbreitete sie sich im Bistum Osnabrück. Burg Hinckamp blieb zunächst Hauptsitz, ehe sie um 1400 verkauft wurde. Seither hatte die Familie mit Schloss Haldem ihren Schwerpunkt im Bistum Minden.[11] Dort hatte sie auch im 19. Jahrhundert noch mehrere Güter, unter diesen auch Schloss Hollwinkel, das der preußische Staatsminister Julius August von der Horst im Jahr 1776 erworben hatte. Nach seinem Tod spaltete sich die Familie in eine ältere Linie zu Hollwinkel und Ellerburg und eine jüngere Linie auf.[12] Nach dem Verkauf von Haldem 1830 wurde Hollwinkel bis heute zum Hauptsitz der Familie. Haus Ellerburg wurde in den 1990er Jahren verkauft.
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