Notizen |
- Das Geschlecht derer von Rotberg ist ein aus der Schweiz stammendes Adelsgeschlecht, das zum Uradel zählt und vor allem im Raum Basel zwischen dem 13. und dem 18. Jahrhundert bedeutende Persönlichkeiten hervorbrachte.
Das Geschlecht derer von Rotberg wird auf das 1141 urkundlich nachgewiesene Geschlecht der Edelfreien von Biederthan (aus Biederthal, im Oberelsass)[1] zurückgeführt. Von den Biederthan stammen auch die seit 1197 urkundlich nachgewiesenen Herren von Ratolsdorf (Rodersdorf im Kanton Solothurn)[2] ab. 1274 werden Werner und Johannes von Rapperch (Raperch, hochdeutsch Rotberg) als Vettern der Ratolsdorfer genannt. Am 30. April 1277 sind Johann und Werner, mit denen auch die Stammreihe beginnt, urkundlich belegt.[3] Die Stammverwandtschaft der Geschlechter von Biederthan, von Rodersdorf und von Rotberg wird auch durch das gleiche Wappen und Besitzzusammenhang belegt.
Ab dem 13. Jahrhundert traten die Rotberger in die Dienste des Basler Bischofs und der Stadt Basel. Sie stellten Domherren zu Basel und mit Arnold von Rotberg ab 1451 auch einen Fürstbischof. Dieser erneuerte auch den Bischofshof am Basler Münster. Ferner stellten sie Mitglieder des Rates der Stadt und mehrere Bürgermeister. In der Schlacht bei Sempach 1386 fielen laut der Liste der Gefallenen fünf Rotbergs als Ritter im Habsburger Heer.
Der Stammsitz Burg Rotberg, südwestlich von Basel im heutigen Kanton Solothurn, wird erst 1413 urkundlich erstmals erwähnt. Als Herren der Herrschaft Rotberg (von 1408 bis 1515) waren die Rotbergs reichsunmittelbare Ritter, ausgestattet mit der niedrigen und hohen Gerichtsbarkeit, und gehörten als freie Reichsritter der Reichsritterschaft an.
Bereits 1302 wird die Burg Fürstenstein bei Ettingen als bischöfliches Lehen an die Rotberger genannt. 1410 zog sich der ehemalige Basler Bürgermeister Hans Ludmann von Rotberg in den Schutz der Burg Fürstenstein zurück. Er verbündete sich mit Katharina von Burgund, die sich ihrerseits 1411 mit Basel verbündete. Infolge einer Fehde der Herzogin wurde die Burg von ihren Gegnern Heinrich zu Rhein und Rudolf von Neuenstein besetzt und sodann durch die Basler zerstört.
Bis Mitte des 15. Jahrhunderts konnten die Herren von Rotberg ihren Besitz ausbauen, der aus Lehen des Reichs, der Herzöge von Habsburg-Österreich, der Fürstbischöfe von Basel und des Hochstifts Straßburg bestand.[5] Dazu gehörten das Dorf Rodersdorf und der Hof Leihausen in der elsässischen Gemeinde Biederthal sowie die sieben reichsfreien Dörfer am Blauen: Blauen BL, Brislach, Dittingen, Hofstetten, Metzerlen, Nenzlingen und Witterswil. 1459 erwarben die Rotberger nach dem Aussterben der Basler Ritter Münch auch deren ehemaligen Sitz, die Ruine Münchsberg, die aber beim Erdbeben von Basel 1356 zerstört worden war; jedoch waren mit ihrem Besitz Güter (z. B. Dinghof Aesch) und Rechte (z. B. Steuererhebung, Rechtsprechung) verknüpft.
Der Rotbergerhof in der Basler Rittergasse ist heute das Domizil der Bank La Roche. Der Schalerhof am Rhein wurde kurz vor 1460 für 850 Gulden an die Stadt Basel verkauft und ist heute Teil des Kollegiums der Universität.
Bernhard von Rotberg überliess 1462 dem Bischof von Basel, Johann V. von Venningen die Dörfer Blauen, Dittingen, Nenzlingen und Brislach und Arnold von Rotberg verkaufte am 15. Februar 1515 die restliche Herrschaft Rotberg an Solothurn.[6] Der Verkauf der Burgen Fürstenstein und Münchsberg scheiterte zunächst am Widerstand des Fürstbischofs von Basel als Lehnsherrn, Christoph von Utenheim, der die Expansionspolitik Solothurns stoppen wollte. Am 22. Mai 1555 wurde jedoch auch der Verkauf dieser Burgen mit Zustimmung des Bischofs Melchior von Lichtenfels vollzogen.[7]
Herrschaft Bamlach und Rheinweiler
→ Hauptartikel: Herrschaft Bamlach und Rheinweiler
Schloss Rheinweiler
Bereits 1417 hatte Ludemann von Rotberg die Hälfte des reichsunmittelbaren Reichslehens der Herrschaft Bamlach und Rheinweiler (die beide heute zur Gemeinde Bad Bellingen gehören) am Oberrhein zwischen Basel und Freiburg von der Familie Schaler erworben. 1434[8] konnte Bernhard von Rotberg die andere Hälfte von Klaus Ulrich Schaler dazu erwerben, was durch Kaiser Sigismund bewilligt wurde. Damit begann die Neuorientierung des Geschlechts in den Breisgau. Die Herren von Rotberg waren Mitglieder des Kantons Donau der schwäbischen Reichsritterschaft.[9] Jakob von Rotberg verlegte 1516 den Sitz der Familie nach Rheinweiler. 1747 verzichteten die Rotberg auf ihren reichsfreien Stand, da sie von den Habsburgern als Landesherren im umgebenden Vorderösterreich vom 16. Jahrhundert an „beinahe gewaltsam zum landsäßigen Adel herabgedrückt“ wurden und Breisgauer Landstand wurden.[10]
Die Familie v. Rotberg hatte bis ins 20. Jahrhundert ihren Stammsitz auf dem Schloss Rheinweiler, das Anfang des 18. Jahrhunderts anstelle eines 1676 zerstörten Vorgängerbaues erbaut und 1908 neobarock umgestaltet wurde. 1928 verkaufte die Familie das Schloss, welches heute ein Pflegeheim beherbergt. Das Bamlacher Schlossgut kam im Jahr 1925 in den Besitz der Anstalt von Herten.
Standesanerkennungen
Das Geschlecht derer von Rotberg zählt zum Uradel. Sie führten die Namen und Titel des Herrn von, Edler von und auch Ritter.
Seit ca. 1700 nennen sie sich nach verschiedenen Quellen Freiherren (genaues Datum der Standeserhebung unbekannt).
Französische Anerkennung des Freiherrenstandes (Baronats) Compiégne 6. August 1773.
Am 19. April 1842 wurde das Geschlecht mit Eduard Anselm (Anton) Freiherr von Rotberg, im Königreich Bayern in der Freiherren-Klasse immatrikuliert (für das Gesamtgeschlecht).[11]
Anerkannt war die Familie im Freiherrenstand in den Ländern Königreich Bayern, Königreich Preußen, Königreich/Kaiserreich Frankreich, Großherzogtum Baden.
Persönlichkeiten
Wilhelm von Rotberg (1718–1795), Gothaischer Geheimrat
Arnold III. von Rotberg – Domherr zu Basel 1428, Domdekan 1450, am 19. Januar 1451 zum Bischof von Basel gewählt, vom Papst als solcher bestätigt 22. März 1451, † 6. Mai 1458, begraben im Münster zu Basel
Leopold Melchior von Rotberg (1673–1736), Oberhofmarschall der Markgrafschaft Baden-Durlach und Legationsrat der Landgrafschaft Hessen-Kassel
Wilhelm von Rotberg (1718–1795), herzoglich sächsisch-gothaischer wirklicher geheimer Rat, Minister und Kammerpräsident, Gründer des Gothaischen Hofkalenders; Sohn des Leopold Melchior
Johann Christoph von Rotberg (1720–1772), Domherr in Konstanz, Reichspropst in Bruchsal
Karl Theodor von Rotberg (1793–1876), badischer Generalmajor
Eduard Anselm von Rotberg (1799–1884), bayerischer Generalleutnant, verheiratet mit der Tochter des französischen Generals und Grafen Jean Rapp.[12]
Eduard Freiherr von Rotberg (1872-1967), deutscher Generalleutnant im Zweiten Weltkrieg.
Albert Freiherr von Rotberg (1874-1959), deutscher Generalleutnant im Zweiten Weltkrieg; Bruder des Eduard.
Ernst Arnauld Freiherr von Rotberg (1913-2000), Offizier im Zweiten Weltkrieg und Brigadegeneral der Bundeswehr; Sohn des Eduard und Enkel des Generalleutnants Otto Wening (1854-1917).
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