Notizen |
- Graes (auch Grass, Gras, Graz o. ä.) ist der Name eines westfälischen Adelsgeschlechts.
Das Geschlecht, das im Laufe der Zeit zur westfälischen, trierischen und hessischen Ritterschaft zählte, hatte seinen namensgebenden Stammsitz in Graes, heute ein Stadtteil von Ahaus im westlichen Münsterland.[1]
Im Münsterland hatte die Familie neben ihrem Stammsitz einen Burgmannsitz auf Ahaus. Bereits 1268 erscheint dort ein Ortwinus de Gras miles et castrensis in Ahus. Ferner besaßen sie Almsick (urkundl. 1366), Haus Holtwick (urkundl. 1421–1538), Diepenbrock (urkundl. 1817), Hackelenburg (urkundl. 1817), Hameren (urkundl. 1817), Lohburg (urkundl. 1500–1817), Burg Patzlar (urkundl. 1600). Im Rheinland hatte die Familie ferner Fliesteden (urkundl. 1618–1720), Gaesdonck (urkundl. 1720–1782), Geyen (urkundl. 1753–1761), Glessen (urkundl. 1691–1720) und Titz (urkundl. 1782). In der niederländischen Provinz Overijssel Mertlage und Pleckenpohl (urkundl. 1600).[2]
Eine Linie in Hessen erscheint ab 1677 freiherrlich und spaltete sich in drei Linien, von denen die jüngere sich nach Preußen wandte, die ältere 1775 erlosch und die mittlere Linie zu Stauffenberg aber sei 1810 in Nassau bedienstet war. Die Freiherrenwürde war ab 1843 im Herzogtum Nassau anerkannt.[3]
Am 19. März 1873 erhielt Clemens Goswig Felix Hubertus Maria von Beesten, Universalerbe seiner kinderlos verstorbenen Mutterschwester Carolina Anna Freifrau von Graes, geb. Freiin von Kolff-Vettelhoven, die königlich-preußische Erlaubnis zur Namensänderung und Führung des Freiherrentitels. Aus dem Geschlecht der Freiherren von Graes lebte 1878 noch Bernhard Anton Freiherr von Graes auf Haus Emsbüren.[4]
Das Geschlecht ist im 19. Jahrhundert erloschen.
Persönlichkeiten
Goswin von Graes († 1442), Domherr in Münster
Hermann von Graes (* 1385), Domherr in Münster und Osnabrück
Wilhelm von Graes, Domherr in Münster
Ortuin Gratius (Ortwin von Graes) (1481–1542), deutscher Humanist, Lehrer an der Artistenfakultät in Köln und Empfänger der meisten Dunkelmännerbriefe
Wappen
Blasonierung des Stammwappens: Von Schwarz und Silber geviert. Auf dem schwarz-silbern bewulsteten Helm mit schwarz-silbernen Helmdecken ein quergeteilter Flug von gewechselten Farben.[1]
Blasonierung des Freiherrenwappens: Von Silber und Silber geviert mit Herzschild (Stammwappen). Feld 1 ein natürlicher Reiher, Felder 2 und 3 drei rote linksschräge Balken und Feld 4 eine rote Rose. Zwei gekrönte Helme: I. ein offener Flug, Schwarz und Silber, übereck geteilt; II. zwischen einem offenen silbern und schwarz übereck geteilten Flug der Reiher, wachsend. Die Helmdecken sind rechts schwarz-silbern, links rot-silbern.[3]
Das Stammwappen derer von Graes belegt eine Verwandtschaft mit den wappenähnlichen Ahaus.
Schloss Diepenbrock, auch Haus Diepenbrock genannt, ist ein kleines Wasserschloss bei Barlo, einem zu Bocholt gehörenden Dorf nahe der niederländischen Grenze im Kreis Borken, Nordrhein-Westfalen. Seinen Namen erhielt das Anwesen von dem westfälischen Ausdruck für die unwegsame Sumpflandschaft, von der es einst umgeben war: „diepen brock“ bedeutet so viel wie „tiefer Bruch“.
Nachdem die direkte Linie derer von Welfelde 1717 ausgestorben war, verkaufte Johann Zeger von Welfelde den Besitz mitsamt den darauf lastenden Schulden 1732[6] an den westfälischen Freiherrn Johann Anton Franz von Graes zu Loburg. Er ließ die damalige Anlage ab 1736 im Stil des Barocks umbauen und gab ihr damit im Wesentlichen ihre heutige äußere Gestalt. Dabei wurden die vier Bauteile aus dem 15. bis 17. Jahrhundert zu einem einzigen Baukörper zusammengefasst und unter einem gemeinsamen Dach vereint. Der Umbau sollte eine bis dato nicht vorhandene Gleich- und Regelmäßigkeit der Anlage herstellen. So wurde das dritte Geschoss des Südwest-Turms abgetragen, damit beide Ecktürme die gleiche Höhe besaßen, und die Erker an den Außenseiten entfernt. Das Gebäude wurde mit einer 24 cm[7] starken Mauer ummantelt und die Fensterachsen symmetrisch angeordnet. Zudem ließ der neue Besitzer im Inneren die zerstörte Schlosskapelle wiederherstellen. Auch der Garten wurde in das barocke Konzept integriert. Von 1749 bis 1765 war der Landmesser Johann Heinrich Berteling am Schloss Diepenbrock tätig. Von Norden kommend wurde eine Allee entlang der zentralen Achse angelegt, die sich südlich des Herrenhauses im damaligen, geometrisch angelegten Garten fortsetzte. Zur gleichen Zeit wurde die Fachwerkscheune nordwestlich des Herrenhauses errichtet.[1]
Kupferstich des Schlosses, vor 1837
Johann Antons Enkel Ferdinand von Graes erbte den Besitz kurz nach 1800. Aus der 1811 geschlossenen Ehe mit Anna Karoline von Kolff auf Haus Hameren in Billerbeck gingen keine Kinder hervor, sodass Ferdinands Neffe, Clemens Goswin von Beesten, das Schloss 1871/73[8] erbte. Er nahm nachfolgend den Namen Graes an.
Die damaligen Schlossherren ließen die Anlage ab den 1970er Jahren von Grund auf restaurieren und modernisieren. Dabei wurde darauf Wert gelegt, dass die bereits jahrhundertealte Innenausstattung erhalten blieb, sodass auch heutzutage in den Räumen noch Möblierung und architektonische Elemente aus der Zeit des Rokoko vorhanden sind. Hinzu kam ein Neubau aus Backstein, der gemeinsam mit einigen umliegenden Gebäuden bis 2012 ein Hotel-Restaurant beherbergte. Das einstige Torhaus dient heute zu Wohnzwecken.
Im Zuge der Arbeiten wurde auch der Schlosspark wiederhergestellt. Es galt, 20.000 Kubikmeter Teiche zu säubern, 2500 Meter Uferböschung zu erneuern sowie 5200 Quadratmeter Platz- und Wegeflächen zu überarbeiten. Hinzu kam die Neuanlage von 23.000 Quadratmetern Rasenfläche und die Neubepflanzung von 14.000 Quadratmeter sonstiger Parkflächen.
Anfang 2022 kaufte Gisbert Tenhofen, Großonkel der bisherigen Besitzerin Baronesse Clara-Maria Freiin von Graes[9], das Anwesen[10]. Die Familien Tenhofen und Knuf bauten das einstige Schlossrestaurant zu einem Cafe um und renovierten die 15 Hotelzimmer. Das Schloss wird im Moment privat genutzt.
Haus Loburg
(früher die Loburg) ist ein Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert in der Bauerschaft Sirksfeld bei Coesfeld in Nordrhein-Westfalen. Es ist ein alter, von einer Gräfte umgebener Adelssitz, dessen Wurzeln in die Zeiten Karls des Großen zurückreichen sollen. 1550 bis 1560 wurde das Anwesen von der westfälischen Adelsfamilie von Graes erbaut und blieb mehr als drei Jahrhunderte im Familienbesitz.[1]
Nordwest-Ansicht des Hauses
Erst 1912 kaufte Fürst Alfred vom Adelsgeschlecht Salm-Salm von Schloss Anholt Haus Loburg für seinen Sohn Franz Emanuel Konstantin Prinz zu Salm und Salm-Salm(1876–1965) und dessen Frau Maria Anna von und zu Dalberg (1891–1979), deren Nachkommen bis heute auf der Loburg wohnen.
Am 10. März 1945 wurde die Anlage Ziel eines Bombenangriffs, bei dem das seit Januar 1945 als Ausweichkrankenhaus des St-Vincenz-Hospitals genutzte Haus schwer getroffen wurde. Insgesamt starben bei dem Angriff 7 Menschen, darunter die Kinder Walter Ricker und Thekla Kösters, sowie 5 Patienten.[2] Vom Herrenhaus der Loburg blieb nur der Keller des völlig zerstörten Westflügels erhalten. Das Dach des Kellergewölbes wird heute als Terrasse genutzt. Neben dem Keller war die Kapelle der Loburg der einzige vollkommen unversehrte Teil des Herrenhauses nach der Bombardierung. In den Jahren 1946 bis 1949 wurde der Torflügel als zweigeschossiger Backsteinbau mit Werksteingliederung und Staffelgiebel im Stil der Renaissance wieder aufgebaut.
Das scheinbar immer noch wehrhafte Anwesen ist von landwirtschaftlich genutzten Gebäuden umgeben. Heute umfasst die Loburg etwa 80 Hektar Felder und Wiesen die zum Gemüse- und Getreideanbau wie auch zur Viehhaltung genutzt werden.
Loburger Vielerlei
Haus Loburg beim jährlich stattfindenden „Vielerlei“
Jährlich, am dritten Adventssonntag, findet an der Loburg das sogenannte „Vielerlei“ statt. Dann können dort, neben Glühwein und Waffeln, z. B. Kunstobjekte aus Kupfer, Filz und Holz, sowie Schmuck, hofeigenes Gemüse, Weine und Wilderzeugnisse erworben werden. Es ist das einzige Event zu welchem die Loburg jährlich der Öffentlichkeit geöffnet wird.
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