Notizen |
- Die Bruns stammen aus einem Rittergeschlecht, das bis um 1200 in der Stadt Zürich sowie der Stadt Basel nachgewiesen werden kann; sie waren Dienstleute oder Ministeriale der Abtei Fraumünster. Als ältester bekannter Vertreter des Geschlechts gilt Heinrich Brun, der noch im 13. Jahrhundert eine Tochter von Jakob Mülner (1240–1287) heiratete, der damals die Zürcher Politik stark beeinflusste. Sein Sohn Jakob war von 1305–1309 Schultheiss und gehörte 1303–1318 dem ‚Sommerrat’ der Stadt an (die Räte wurden unter den einflussreichsten Familien vier Mal jährlich neu ausgehandelt). Von diesem Jakob Brun und seiner Frau Mechthild sind drei Kinder bekannt: Jakob († 1345), Rudolf, der spätere Bürgermeister, und Ita († 1366 (?)).
Über Rudolfs frühe Jahre ist wenig bekannt; erstmals erwähnt wird er 1324. Wohnhaft war er am Neumarkt 3 und war verheiratet mit Margaretha, einer Tochter des Ratsherrn Ulrich Fütschi. Zum Ritter geschlagen wurde er erst nach seinem Aufstieg zum Bürgermeister.
1330 geriet er in der Trinkstube ‚Estrich’ der Frau von Lunghof in einen Streit mit Ritter Rudolf Biber, einem seiner späteren Gegner, und wurde vom Rat mit einer hohen Busse von 550 Gulden bestraft. Drei Jahre später wurde er vom Rat gemahnt, die Busse endlich zu bezahlen. 1332–1336 sass er im Fastenrat, dem auch sein Schwiegervater angehörte. Dadurch wurde Brun Mitglied der Ratsoberschicht von Zürich. Der Rat wurde damals von einem halben Dutzend Familien beherrscht, die restlichen Familien, unter ihnen die Brun, waren de facto von der Mitbestimmung ausgeschlossen.
Hinweise auf eine politische Aktivität Bruns im Rat gibt es nicht. Über die Rolle, die Brun bei der Vorbereitung des folgenden Umsturzes gespielt hat, herrscht Unklarheit. Es scheint unwahrscheinlich oder zumindest fraglich, dass sich der politisch unerfahrene Brun innert kurzer Zeit die Unterstützung der Handwerker und des Volkes sichern, sich zum Alleinherrscher aufschwingen und eine faktische Diktatur einrichten konnte.
In der Nacht vom 23. zum 24. Februar 1350 wurde ein Handstreich auf die Stadt vereinbart, die «Mordnacht von Zürich». Die Verbündeten in der Stadt sollten offenbar die «Äusseren» durch die Tore einlassen und dann gemeinsam Brun und seine Anhänger im Schlaf ermorden. Brun erhielt jedoch durch Verrat Nachricht von diesen Plänen. Es gelang den Verschwörern zwar, in die Stadt einzudringen, dort stiessen sie jedoch auf die vorbereiteten Anhänger Bruns. In einem Gefecht blieben 28 Tote von beiden Seiten zurück. Brun nahm etliche der Eindringlinge gefangen, unter anderem Graf Johann II. von Habsburg-Laufenburg. Achtzehn Verschwörer wurden gerädert, siebzehn geköpft.
Wenige Tage später zog Brun mit einem Heer vor die Stadt Rapperswil, die sich aus Sorge um den gefangenen Grafen ergab. Die Brüder des Grafen Johann hofften jedoch auf ein Eingreifen der habsburgischen Verwandten und sabotierten einen Friedensschluss. Brun zerstörte deshalb die Festung Alt-Rapperswil in der March und schleifte Mauern und Burg von Rapperswil, so dass dieses nicht mehr verteidigt werden konnte. Um gegen Habsburg bestehen zu können, schloss Brun am 1. Mai 1351 einen Bund mit den vier Waldstätten, die mit Habsburg in einer seit Jahrzehnten andauernden Fehde lagen.
Brun starb am 17. September 1360 und wurde zusammen mit seinem Koch im Chor der Kirche St. Peter begraben, deren Pflichten und Rechte er 1345 erworben hatte. Aus der Doppelbestattung wurde geschlossen, Brun sei von seinem Koch vergiftet worden. Anlässlich einer Öffnung des Grabes 1972 wurde gezielt mit nach Spuren von Gift gesucht, die Haar- und Knochenanalyse ergab jedoch keine Beweise für die Vergiftungsthese. Der Grabstein entstand wohl kurz nach Bruns Tod und verschwand im 19. Jahrhundert. Sein Grab liegt heute unter der Gedenktafel vor dem Turmaufgang. Seine Zunftverfassung blieb in Zürich im Wesentlichen bis 1798 in Kraft.
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