Notizen |
- Es wird vermutet, dass Estavayer im 12. Jahrhundert durch den Bischof von Lausanne gegründet wurde. Die frühe Geschichte der Stadt ist stark mit derjenigen der Adelsfamilie von Stäffis (französisch: d'Estavayer) verbunden. Dieses Adelsgeschlecht beherrschte die Region von Estavayer und teilte sich gegen Mitte des 12. Jahrhunderts in zwei, später gar in drei Linien auf. Alle drei Zweige behielten ihren Sitz in Estavayer, und so kam es, dass das Städtchen im Mittelalter drei verschiedene Schlösser besass. Das ursprüngliche Schloss war Motte-Châtel im Westen der Altstadt (existiert heute nicht mehr), ein zweites befand sich im Südosten (man nimmt an, dass die Tour de Savoie zum ehemaligen Schloss gehörte) und das dritte und jüngste Schloss ist das heutige Château des Chenaux. Die Herrschaft Estavayer war aber territorial nicht strikt in drei Teilgebiete aufgesplittert, sondern es bestand meist eine gemeinsame Verwaltung durch die drei Mitherren.
von Stäffis
Hochadelsfamilie der Westschweiz, deren Hauptlinie seit dem Hochmittelalter als Besitzerin der Herrschaft Estavayer (deutsch Stäffis) am Südufer des Neuenburgersees fassbar wird und sich im Spätmittelalter und in der Neuzeit in mehrere Zweige aufgespaltet hat. Während das Burgergeschlecht von Solothurn den deutschen Namen verwendete, nannten sich Vertreter verschiedene Zweige der Westschweiz d'Estavayer. Aufgrund der komplizierten Besitzverhältnisse sind die Zweige nicht immer eindeutig auseinanderzuhalten. Die Familie erscheint als Besitzerin unter anderem der Herrschaften Estavayer, Chenaux (Cully), Gorgier, Font, Saint-Martin-du-Chêne, Rueyres-les-Prés, Villargiroud, Molondin, Montet (Broye), Lully (FR), Cugy (FR) sowie von Herrschaften in Frankreich. Ihre Geschichte ist bis in die frühe Neuzeit eng mit jener der savoyisch beherrschten Westschweiz verknüpft. Alle Linien der Familie sind ausgestorben.
Als erste Vertreter der Hauptlinie, die zunächst Vasallen der Bischöfe von Lausanne, ab der Mitte des 13. Jahrhunderts Gefolgsleute der Grafen von Savoyen waren, werden 1090 Robert, sein Bruder Ulrich und sein Sohn Rainald genannt. Die Angehörigen dieser Linie teilten ihre Rechte an der Herrschaft Estavayer und an anderen Herrschaften meist unter sich als Mitherren auf. Zur selben, 1632 ausgestorbenen Linie gehörten der Lausanner Dompropst Cono (->), Jakob I. (nach 1280) und Rainald IV. (vor 1291), die sich Peter II. von Savoyen anschlossen. Ebenfalls zu dieser Linie gehörten Anna, 1314-1315 Äbtissin von La Maigrauge, Heinrich II. (1335), Aymo I. (1350) und Johann (->), die sich in savoyische Dienste begaben.
Die Linie der Herren von Estavayer, von Rueyres-les-Prés und Villargiroud stammt von Heinrich III. ab (erwähnt 1340-1386). Zu ihr gehörte Katharina (1527), 1505-1527 Priorin des Dominikanerinnenklosters Estavayer, und Claudius (->), Abt des Klosters Lac de Joux und Prior von Romainmôtier. Wilhelm II. von Stäffis (erwähnt 1226-1276) begründete die Linie der Herren von Stäffis-Chenaux. Ihr entstammten Peter II. (1321) und Wilhelm (1326). Letzterer war Archidiakon von Lincoln und Gründer des Dominikanerinnenklosters in Estavayer. Beide machten als savoyische Gefolgsleute in England Karriere. Jakob V. (1460) verkaufte seine Anteile an den Herrschaften Estavayer und Chenaux 1432 an Humbert von Savoyen und die Herrschaft Gorgier 1433 an Johann von Neuenburg.
Mit Jakob I. (erwähnt 1230-1280) begann die Linie der Herren von Stäffis-Cugy. Gerhard III. fiel 1339 in der Schlacht bei Laupen. Wilhelm IV. verkaufte seine Hälfte der Herrschaft Estavayer 1349 an Isabella von Chalon, Gerhard (->) tötete 1397 in Bourg-en-Bresse im Duell Otto III. von Grandson.
Philipp II. (1579) begründete die Linie von Stäffis-Molondin, von der sich die Nebenzweige von Montet und von Lully ableiten. Sein Sohn Philipp III. (1618) liess sich 1607 in Solothurn einbürgern. Die Angehörigen dieser Linie waren vor allem auf die eidgenössischen Orte Solothurn und Freiburg sowie auf Neuenburg ausgerichtet. Sie hatten in Solothurn und Neuenburg politische Ämter inne und machten verschiedentlich Karriere in französischen Diensten. Zu nennen sind Jakob (->) von Molondin, Lorenz (->) und Franz Jakob (->) von Montet sowie Lorenz (->) von Lully, die alle den Rang eines Maréchal de camp im französischen Heer erreichten. Franz Ludwig Blasius (->) und Franz Heinrich (->) – beide aus der Linie von Molondin – sowie Urs (->) von Lully und Franz Jakob (->) von Montet waren Gouverneure von Neuenburg.
Der Zweig der Herren von Stäffis-Bussy, ausgehend von Johann Baptist I. (zwischen 1597 und 1603), liess sich in Moudon nieder und wurde reformiert. Franz II. (1553), der Begründer der französischen Linie, war ab 1528 in französischen Diensten. Diese Linie besass die Herrschaften von Beauvilliers, Molinons und Tabarly. Hervorzuheben sind Antoine (1629), Maréchal de camp, und Jean Louis, der 1789 aus Frankreich emigrierte und als letztes männliches Familienmitglied 1823 in Bern starb. Das Geschlecht erlosch 1851 mit Françoise Vallier-d'Estavayer aus der Linie von Molondin. Das Familienarchiv wurde 1919 vom Staatsarchiv Neuenburg erworben.
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