Notizen |
- Das Schloss Frauenfeld liegt im Süden der Frauenfelder Altstadt über dem Ufer der Murg. Der 19 m hohe Bergfried aus grossformatigem Mauerwerk wurde im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts errichtet; im 14. Jahrhundert kamen weitere Anbauten hinzu. Die Burg stand innerhalb der Stadtmauer, war aber durch einen Graben abgetrennt.
Seit 1094 waren die Kyburger die Herren der Landgrafschaft Thurgau. Um 1230 bauten sie zur Stärkung ihrer Herrschaft einen starken Wehrturm auf dem Molassefelsen über der Murg. Der aus grossen Findlingen gebaute Turm bildet heute den Mittelpunkt des Schlosses. Der Eingang, ursprünglich über eine Holzlaube zugänglich, lag auf der Höhe des heutigen zweiten Stockwerks. Bis heute betritt man durch ihn das Turmgelass. Der kleine Raum mit seinen dicken Mauern und zwei kleinen Fensterchen (eines wurde später verbaut) war durch ein offenes Kaminfeuer heizbar. Die eichenen Deckenbalken dieses Raumes wurden dendrochronologisch auf etwa 1231 datiert, jene des darüber liegenden Geschosses auf 1235. Auf allen vier Seiten des Turms waren aussen auf der Höhe des zweiten Stockes hölzerne Aussenlauben angebracht. Davon zeugen an den Fassaden je drei Balkenlöcher von Tragbalken und die Balkenabdrücke oder Überreste von vier senkrechten Führungshölzern. Gleichzeitig mit dem Turm wurde an der Murgseite des Wehrturms der so genannte Murgturm, eigentlich der Palas, angebaut, der die Wohnräume enthielt. Auf dem aus Findlingen gemauerten Sockel stand wohl ein hölzernes Blockhaus. Hier befand sich auf Höhe des ersten Stocks der Eingang zum Palas. Durch eine noch heute erkennbare Öffnung in der dendrochronologisch auf 1235 datierten Balkendecke des heutigen Waffenkellers war dieser untere, damals ebenfalls bewohnbare Raum zugänglich. Da zwischen dem etwas weniger gesicherten Palas und dem Wehrturm keine direkte Verbindung bestand, hätte man sich bei Gefahr in den Turm zurückziehen können.
1264 starben die Kyburger aus. Rudolf von Habsburg (1218 bis 1291) beerbte sie. Das Schloss wurde auf der Seite um einen Zwinger, vermutlich mit Wehrgang und hölzernem Aufbau, erweitert. 1273 erlangte Rudolf von Habsburg die deutsche Königswürde, das Schloss wurde zum Sitz eines habsburgisch-österreichischen Verwalters. Unter König Albrecht (1248 bis 1308) war Jakob von Frauenfeld (gefallen in der Schlacht am Morgarten 1315) Vogt im Schloss, stieg aber zum Hofmeister des Königs auf und hielt sich deshalb wohl selten in Frauenfeld auf. Nikolaus Hofmeister († 1344), Sohn von Jakob von Frauenfeld und ab 1334 Bischof von Konstanz, liess die Schlosskapelle verlängern. Der Zwinger erhielt nochmals einen neuen zweistöckigen Aufbau, dessen Aussenmauern noch heute teilweise erhalten sind.
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts verkauften die Hofmeister das Schloss an die Herren von Hohenlandenberg. Diese hoben nach dem vergeblichen Angriff der Appenzeller von 1407 einen tiefen Graben zwischen Schloss und Stadt aus und umgaben es mit einer stellenweise doppelten starken Ringmauer. Das Türchen in der inneren Mauer, das zum unteren Schlossgarten führte, ermöglichte es dem Schlossherren, die Burg auch bei geschlossenen Stadttoren zu verlassen. Das Schloss erhielt nun den geriegelten, vorkragenden Aufbau, der ihm sein charakteristisches Aussehen verleiht. Gleichzeitig brach man den ersten ebenerdigen Eingang neben dem Wehrturm aus, der noch heute benutzt wird. Die ehemalige Kapelle neben dem Schloss wurde zu einem Wohnbau und gegen das heutige Rathaus entstand eine Scheune. 1460 eroberten die Eidgenossen den Thurgau und bauten allmählich ihre Herrschaft auf. Erst nach dem Schwabenkrieg von 1499 residierten die sich in zweijährigem Turnus ablösenden Landvögte dauernd im Thurgau.
1534 erwarben die Eidgenossen das Schloss von den verarmten Landenbergern. Fortan hatten die Landvögte darin ihren Sitz. Sie liessen die Fenster vergrössern und richteten im zweiten Stock den grossen Gerichtssaal ein, liessen wohl auch den Gang im zweiten Stock und die Herrenstube vornehm ausmalen. Wesentliche Änderungen wurden keine mehr vorgenommen. Alle zwei Jahre kam ein neuer Landvogt, im Turnus aus den sieben Alten Orten Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus. Ab 1712 beteiligte sich auch Bern an der Herrschaft. Der wichtigste Hausrat blieb im Schloss, damit nicht jeder neue Landvogt welchen mitbringen musste.
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