Notizen |
- Der PAGUS ATTORIENSIS war während der Herrschaft der MEROWINGER ein frühmittelalterlicher Gau im fränkischen Teilreich Burgund, über den im Namen der Frankenkönige ein Herzog gebot. Er lag westlich der Saône und reichte vom Plateau von Langres bis nach Heuilley-sur-Saône. Seine Hauptorte waren Dijon, Langres und Fouvent-Saint-Andoche.
Seinen Namen erhielt der Gau vom fränkischen Stamm der CHATTUARIER.
Geschichte
Während der Spätzeit des Römischen Reiches war das Siedlungsgebiet der Lingonen zwischen Langres und Dijon aufgrund gewaltsamer Einfälle der Alamannen und wiederholten Pestepidemien fast vollständig entvölkert. Daher zwang der RÖMISCHE KAISER CONSTANTINUS I. nach seinem Feldzug gegen die Chattuarier in den Jahren 294/295 einen Teil der unterworfenen Franken, ihr Stammesgebiet in der Bergregion des heutigen Ruhrgebietes zu verlassen und siedelte sie als LAETI ( unterworfene germanische Stämme die sich im Rechtsstatus der Hörigkeit befanden und Kriegsdienst für das Römische Reich leisteten) um das Plateau von Langres an.
Nach dem Untergang des RÖMISCHEN REICHES ging der Pagus Attoriensis für knapp einhundert Jahre im Königreich der Burgunder auf, bis der Gau nach der SCHLACHT VON AUTUN wieder in das Frankenreich eingegliedert wurde.
Die mit der LEX SALICA (spätantikes Gesetz druch Chlodwig I. erlassen) gebotenen Erbteilungen führten zu einer zunehmenden Schwächung der königlichen Zentralgewalt im Merowingerreich und gestatteten es den ATTOARIERHERZÖGEN, ihren Machtbereich im burgundischen Teilreich zu vergrößern. Gemeinsam mit den ihnen durch Anheirat verbundenen Herzögen von Transjuranien (Gebiet der heutigen westlichen Schweiz) aus der Sippe der WALTARICHE gelang es in der Folgezeit, auch auf die Politik im fränkischen Gesamtreich maßgeblich Einfluss zu nehmen.
Unter der Herrschaft der Karolinger wurde der Pagus Attoriensis in seiner ursprünglichen Form als Dukat zerschlagen und in einzelne Gaugrafschaften aufgeteilt, von denen sich die Grafschaft Oscheret zur bedeutendsten entwickelte; der ursprüngliche Name des Pagus schließlich blieb im Namen des Landstrichs ATUYER erhalten.
Nach dem Tod seines Vaters Amalgar im Jahr 643 folgte Adalrich diesem als Herzog des Pagus Attoriensis nach. Zwar wird er in den Aufzeichnungen des Klosters Bèze, dem Chronicon Besuense erst für das Jahr 658 als Dux erwähnt, jedoch ist davon auszugehen, dass der Übergang der Herzogswürde nach dem Tode Amalgars ohne zeitliche Unterbrechung auf den Sohn erfolgte.
Adalrich war bemüht, die umfangreichen Schenkungen seiner Eltern an die Abtei Saint-Martin in Brégille wieder einzuschränken und den Landbesitz in das Eigentum der Herzogsfamilie zurückzuführen. Dieses Unterfangen stieß auf erheblichen Widerstand bei dem um Besançon ansässigen Adel, wahrscheinlich auch beim Dux von Transjuranien, Chramnelenus, seinem Onkel. Nachdem seine Schwester, Äbtissin Adalsind, den Besitz der Abtei in den Jahren 657/658 an das Kloster Bèze übertragen hatte, kam es zwischen den gegnerischen Parteien zu gewaltsamen Auseinandersetzungen um die klösterlichen Besitztümer – schließlich wurden Adalsind und ihre Nonnen aus der Abtei in Brégille vertrieben und mussten diese aufgeben. Aufnahme fand der Nonnenkonvent im Kloster Saint-Pierre in Bèze, das von Adalsinds Bruder Waldelenus geleitet und fortan als Doppelkloster von ihm geführt wurde.
Die Besitzstreitigkeiten zwischen den burgundischen Adelssippen setzten sich in den folgenden Jahren fort und eskalierten schließlich im Jahr 663, als König Chlothar III., wohl auf Betreiben der transjuranischen Partei, Adalrich als Dux des Pagus Attoriensis absetzte und die Herzogswürde auf den Burgunden Sichelm übergehen ließ.
Da Adalrich ab 663 nicht mehr in den merowingischen Quellen Erwähnung findet und aus der burgundischen Geschichte verschwindet, geht die Forschung gemeinhin davon aus, dass Adalrich noch im selben Jahr verstarb.
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