Notizen |
- Nach der Niederlage im Zweiten Kappelerkrieg 1531, wo Zwingli den Tod fand, musste Bremgarten mit dem übrigen Freiamt zum katholischen Glauben zurückkehren. Bullinger und zwei Amtsbrüder mussten die Stadt verlassen, auch wenn die Bevölkerung sie ungern gehen sah. Bullinger kam mit seiner Frau Anna und zwei kleinen Kindern als Flüchtling nach Zürich, wo er schon am Sonntag nach seiner Ankunft auf Zwinglis Kanzel im Grossmünster «eine Predigt herunterdonnerte, dass es vielen vorkam, Zwingli sei nicht tot, sondern gleich dem Phoenix wieder auferstanden» (Oswald Myconius).[8] Im Dezember desselben Jahres wurde er mit 27 Jahren zum Nachfolger Zwinglis als Antistes der Zürcher Kirche gewählt. Er nahm die Wahl erst an, als ihm der Rat ausdrücklich zugesichert hatte, er könne seine Verkündigung «frei, ungebunden und ohne Einschränkung» halten, auch wenn dabei Kritik an der Obrigkeit nötig sei. Er blieb in diesem Amt bis zu seinem Tod 1575.
1536 verfasste er zusammen mit Oswald Myconius und Leo Jud das erste Helvetische Bekenntnis, das von Zürich, Bern, Basel, Schaffhausen, St. Gallen, Mülhausen und Biel gemeinsam herausgegeben wurde.
Bullingers Gastfreundschaft gab in Zürich ein Beispiel und die Stadt nahm viele protestantische Flüchtlinge auf, beispielsweise 1555 aus Locarno und nach dem Tod von Heinrich VIII. aus England. Als diese Flüchtlinge nach dem Tod von Maria I. Tudor wieder nach England zurückkehrten, nahmen sie Bullingers Schriften mit, die dort starke Verbreitung fanden. Von 1550 bis 1560 gab es in England 77 Auflagen von Bullingers Dekaden und 137 Auflagen seines Hausbuchs (zum Vergleich: die Institutiones von Calvin erlebten in der gleichen Zeit zwei englische Auflagen).
Obwohl Bullinger selbst die Schweiz nie mehr verlassen hat, seitdem er Antistes von Zürich wurde, hatte er Briefwechsel mit ganz Europa und war so ausgezeichnet informiert, dass er sogar eine Art Zeitung über politische Ereignisse herausgab.[9]
Zusammen mit Johannes Calvin erarbeitete er den Consensus Tigurinus von 1549, der eine Einigung in der Abendmahlfrage zwischen Zwinglianern und Calvinisten bedeutete, wodurch in der Schweiz eine Separatentwicklung der verschiedenen reformierten Richtungen verhindert wurde.
Selbst schwer erkrankt und von Conrad Gessner, Stadtphysicus von Zürich, gepflegt, verlor Bullinger im Jahr 1565 durch eine Pestepidemie seine Frau und drei Töchter.
Ethelbert William Bullinger (1837–1913), ein führender Theologe des amerikanischen Protestantismus und Herausgeber der Companion Bible, ist ein direkter Nachfahre.
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