Notizen |
- Die reformatorische Bewegung der Täufer bildete sich Anfang des 16. Jahrhunderts zunächst in der Schweiz. In wenigen Jahren breitete sie sich als einer der bedeutendsten Zweige der Reformation schnell über ganz Deutschland, Österreich, im niederländischen Raum und auch in Westfalen aus. Insbesondere das Täuferreich von Münster spielte eine geschichtlich bedeutende Sonderrolle. In Rheine war das Haus einer Frau Reinking Anlaufstelle für die Täufer. Diese war die Schwester von Gerd Reinking, eines Täufers, der um das Jahr 1530 zum „Hofstaat“ Jan van Leidens, „König“ des Täuferreiches von Münster, zählte.
Angriff auf Münster durch die Truppen des Fürstbischofs Franz von Waldeck an Pfingsten 1534
Als die münsterschen Täufer ab 1534 von Fürstbischof Franz von Waldeck belagert wurde, entsandten diese Boten in alle Richtungen, um von anderen Täufergemeinden Hilfe bei der Entsetzung der Stadt Münster zu erbitten. In Rheine wurden die Boten von eben jener Frau Reinking empfangen und bewirtet, sodass es plausibel erscheint, auch in Rheine zumindest das Bestehen einer kleinen Täufergemeinde anzunehmen.
Groß an Zahl oder Einfluss werden die Täufer in Rheine wohl nicht gewesen sein, wie die Einladung des Fürstbischofs Franz von Waldeck zu einem Landtag nach Rheine beweist; eben hier wurde im Jahr 1533 beraten, welche Möglichkeiten die Stände des Stiftes zur Bekämpfung der Täufer ergreifen sollten.
zu Rheine: - Die Täufer in Rheine
An der Belagerung der münsterschen Täufer hatte Johann Korytzer, Gograf von Rheine, als Oberbefehlshaber des zweiten Belagerungstrupps vor dem Ludgeritor Münsters Anteil. Er konnte wegen einer dort zugezogenen Verwundung, die ihn ein Auge kostete, an der Erstürmung der Stadt Münster daher nicht mehr teilnehmen.
Nach dem gewaltsamen Ende und der Hinrichtung nahezu aller münsterschen Täufer nach der Einnahme der Stadt Münster am 24. Juni 1535, verstummen auch die Nachrichten über Täufer in Rheine. Lediglich im Jahre 1537 werden noch einmal Täufer im Amt Rheine-Bevergern erwähnt, die zwar verhaftet und verhört, aber nicht mehr hingerichtet werden.
Beginn der Gegenreformation in Rheine
...Ernst von Bayern erneuerte daher die alten, über 70 Jahre alten Maßregeln gegen die Täufer. Er erklärte kurzerhand alle Evangelischen zu Täufern und befahl, dass diese zum 1. April 1611 die Stadt Rheine (und andere Städte des Bistums) zu verlassen hätten. Der Befehl wurde in der Stadt allerdings ignoriert und der Bischof verstarb im Jahr 1612, ohne die Gegenreformation in Rheine nennenswert vorangebracht zu haben...
Vertreibung der Protstanten
Erst mit Beginn der kriegerischen, konfessionellen Auseinandersetzungen im Dreißigjährigen Krieg konnte im Jahr 1623 mit einem Schlag die Gegenreformation in Rheine durchgesetzt werden. Der Rat der Stadt hatte sich zuvor einer weiteren Einquartierung katholischer kaiserlicher Truppen widersetzt. Nach kurzer Belagerung durch Graf von Tilly fiel die Stadt, die gesamte protestantische Führungsschicht wurde vertrieben und durch katholische Amtsträger ersetzt.
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