Notizen |
- 887 wurde sie des Ehebruchs mit Kanzler Liutward von Vercelli, war seit 880 Bischof von Vercelli und bis 887 der wichtigste politische Berater des Frankenkönigs und Kaisers Karl III., beschuldigt – wohl eine Intrige aus politischen Gründen. Sie zog sich daraufhin in die von ihr 880 auf väterlichem Erbgut gegründete Benediktiner-Abtei Andlau, in einem Tal am Ostrand der Vogesen, zurück, wo sie nach ihrem Tod (zwischen 894 und 909) begraben wurde.
Sie war von 877 bis 893 Äbtissin am DAMENSTIFT SÄCKINGEN und zwischen 878 und 893 auch ÄBTISSIN der FRAUENMÜNSTERABTEI IN ZÜRICH. Beide Klöster waren KÖNIGLICHE EIGENKLÖSTER, die ihr von ihrem Gemahl zur LEBENSLANGEN NUTZNIEßUNG überlassen wurden, ebenso wie die Klöster St. Marinus in Pavia und das Kloster in Zurzach.
Richardis wird in der katholischen Kirche als HEILIGE verehrt. Ihr Gedenktag ist der 18. September.
Die Abtei Andlau war ein um 880 gegründetes und während der Französischen Revolution aufgelöstes Stift der Benediktinerinnen in einem Tal am Ostrand der Vogesen. Sie ist der Ursprung der Gemeinde Andlau im französischen Département Bas-Rhin. Die Abtei Andlau unterstand in weltlichen Fragen unmittelbar dem Kaiser, solange sie dem Heiligen Römischen Reich angehörte, und in geistlichen Fragen unmittelbar dem Papst.
Die Abtei Andlau wurde um 880 von der Kaiserin Richardis, der Ehefrau von Karl dem Dicken, auf Familiengut gegründet. Als Klosterlegende gilt die Geschichte von der Bärin, die der Kaiserin die Stelle zeigte, an der die Abtei gegründet werden sollte. Richardis widmete die Abtei dem Erlöser (Saint-Sauveur), entwarf die Statuten des Klosters selbst, die wenig später von Papst Johannes VIII. (872–882) genehmigt wurden, und stattete das Kloster mit reichem Grundbesitz aus. Richardis zog sich, nachdem sie von ihrem Ehemann des Ehebruchs beschuldigt worden war und nach dessen Absetzung 887, in die Abtei Andlau zurück, wo sie um 900 starb und in deren Klosterkirche sie bestattet wurde.
In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts wurde die Abtei vollständig neu gebaut; die zugehörige Krypta ist heute der älteste Teil des Bauwerks (ausgenommen ein Loch im Fußboden der Krypta, von dem behauptet wird, es stamme von der genannten Bärin). Als Papst Leo IX. (Bruno von Egisheim) im November 1049 auf dem Rückweg von der Mainzer Synode in Andlau Station machte, ließ er den Leichnam Richardis‘ aus der alten in die neue, romanische Kirche umbetten. Gleichzeitig gab er ihn zur Anbetung frei, was einer förmlichen Heiligsprechung gleichkam.
Die Äbtissin Hadewig ordnete um 1130 den Bau des Portals und des Frieses im Westwerk der Abteikirche an. In der Nacht von Ostersonntag auf Ostermontag 1160 brannte die Kirche nieder, die daraufhin neu gebaut wurde. Der Richardis-Schrein wurde Ende des 12. Jahrhunderts überwölbt.
Zwischen 1178 und 1212 ging die Vogtei über die Abtei Andlau von den Grafen von Egisheim-Dagsburg auf den Kaiser über, so dass Andlau nunmehr reichsunmittelbar war. Unter König Rudolf I. ging die Burgherrschaft Andlau und das Amt des Schultheißen von Andlau an die Herren von Andlau über, die dadurch als ursprüngliche Ministeriale der Abtei mächtiger wurden als die Äbtissin selbst. Als Kompensation erhielt die Äbtissin im Jahr 1288 Sitz und Stimme im Reichstag; in den Reichsmatrikeln des 15. und 16. Jahrhunderts findet man sie aber nicht mehr. Auch war der reiche Besitz der Abtei nicht reichsunmittelbar. Ab der Zeit des Kaisers Karl V. waren die Äbtissinnen Reichsfürstinnen – auch nach Übergang der Souveränität auf die französische Krone.
Aus der Zeit um 1350 stammt das Richardis-Grabmal, das sich heute in einer Barockkapelle aus dem Jahr 1707 befindet. Ein erneuter Brand im 15. Jahrhundert erforderte den Wiederaufbau der Kirche. Am 19. April 1499 wurde die Abtei in ein weltliches Damenstift umgewandelt. Die Versuche der Herren von Andlau, während der Reformation das Stift zu säkularisieren, konnten abgewehrt werden. Der Friede von Münster schrieb 1648 die Selbstständigkeit der Abtei dann noch einmal fest.
Als Andlau im Jahr 1680 unter französische Herrschaft kam, behielt die Abtei durch einen Vertrag von Juli 1686 ihr Recht, die Äbtissin selbst zu wählen, anstatt sie wie in Frankreich üblich vom König ernennen zu lassen. Ebenfalls im späten 17. Jahrhundert wurde das mittlerweile baufällige Kirchenschiff neu gebaut. Während der Revolution wurde die Abtei Andlau dann aufgelöst.
Die zahlreichen päpstlichen Bullen, die die Abtei Andlau betreffen, werden im Departementsarchiv in Straßburg aufbewahrt.
- Karl heiratete 862 Richardis, Tochter des elsässischen Grafen Erchanger aus der Familie der Ahalolfinger, die 877 Äbtissin im Damenstift Säckingen und 887 Äbtissin in Andlau wurde. Die Ehe blieb kinderlos, allerdings hatte er mit einer Konkubine einen unehelichen Sohn, Bernhard, der wohl 876 geboren und 891/892 getötet wurde. Richardis selbst verließ aufgrund einer Hofintrige 887 Karl und zog sich in das Kloster Andlau zurück.
In den Jahren ab 879, als seine Ehe bereits 17 Jahre kinderlos geblieben war, plante Karl, ein anderes Mitglied des Karolingerhauses als Nachfolger aufzubauen. Gesichert ist in diesem Zusammenhang die Adoption des Westfrankenherrschers Karlmanns 883/884, der allerdings noch 884 starb. Möglicherweise hatte er vorher bereits dessen älteren Bruder Ludwig III. adoptiert, der aber schon 882 gestorben war. Als Karl schließlich Alleinherrscher des Frankenreiches wurde, da zahlreiche Verwandte gestorben waren, fiel diese Möglichkeit weitestgehend weg. Nun machte er den Versuch, seinen leiblichen Sohn Bernhard durch den Papst Hadrian III. legitimieren zu lassen. Da Hadrian aber 885 auf dem Weg in das Frankenreich starb und die Haltung dessen Nachfolgers zu dieser Frage keineswegs sicher war, schlug auch dieser Versuch fehl. 887 adoptierte Karl daher Ludwig Bosonides, der über seine Mutter von dem Karolinger Ludwig II. von Italien abstammte und somit zumindest eine gewisse dynastische Legitimation besaß.
In den Nachfolgekämpfen nach dem Tod Karls III. spielte Bernhard keine bedeutende Rolle. Ludwig Bosonides wurde 901 zum Kaiser gekrönt, hatte allerdings nur noch in Italien eine Machtbasis und wurde 905 von seinem Rivalen Berengar I. vertrieben und geblendet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Richardis
https://de.wikipedia.org/wiki/Liutward_von_Vercelli
https://de.wikipedia.org/wiki/Abtei_Andlau
https://de.wikipedia.org/wiki/Damenstift_Säckingen
https://de.wikipedia.org/wiki/FraumÜnster
https://en.wikipedia.org/wiki/San_Marino,_Pavia
https://de.wikipedia.org/wiki/VerenamÜnster_(Zurzach)
Frank Legl: Richgard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 517 (Digitalisat).
Ekkart Sauser: Richardis. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 17, Bautz, Herzberg 2000, ISBN 3-88309-080-8, Sp. 1141–1142.
Judith Steinmann: "Richardis", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.10.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012913/2010-10-20/, konsultiert am 15.11.2024.
Wilhelm Wiegand: Richgard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 28, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 420 f.
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