Notizen |
- Der ursprüngliche Sitz der Rapperswiler am linken Ufer des Zürichsees profitierte von der wichtigen Handelsstrasse am linken Ufer des Zürichsees, die Zürich über die Bündner Pässe mit der Lombardei und Venedig verband. Die Erschliessung der Schöllenenschlucht um das Jahr 1200 eröffnete eine direkte Nord–Süd–Handelsroute. Zusammen mit der bedeutenden Pilgerroute (Schwabenweg) und der Eskalation des Marchenstreits um das Jahr 1214 dürfte dies zur Errichtung von Burg und der befestigten Stadt Rapperswil (Neu-Rapperswil) am rechten Zürichseeufer (Gründungsjahr 1229) geführt haben.[8] Nach der Gründung des neuen Stammsitzes unter Rudolf II. und Rudolf III. lag der Schwerpunkt der Besitzungen nun im Gebiet um den oberen Zürichsee, in der March, in der Herrschaft Greifensee und in Uri, mit Streubesitz in der Linthebene, im Aargau und im Zürichgau.
Um 1232/33 gelang den Rapperswilern mit Rudolf III. als Anhänger der Staufer der Aufstieg in den Grafenstand. Damit wurde ein Teil ihrer Besitzungen aus der Landgrafschaft Zürichgau losgetrennt und bildete nun eine eigene Grafschaft: March mit dem Wägital, Rapperswil als Verwaltungszentrum, Jona, Kempraten und Wagen, sowie die Höfe Pfäffikon, Wollerau und Bäch, als Lehen vom Kloster Einsiedeln. Das Gebiet der zusammenfassend Höfe genannten Besitzungen wurde 1342 vom Kloster Einsiedeln an Jakob Brun, dem Bruder des Zürcher Bürgermeisters Rudolf Brun, verkauft respektive Graf Johann II. verpfändete an ihn die Höfner Vogtei.[9] 1240 erhielten die Rapperswiler von den Staufern die Kastvogtei über Einsiedeln, das Kloster Disentis sowie die Reichsvogtei über das Urserental – und damit Zugang zu den strategisch wichtigen Pässen über Gotthard, Furka und Oberalp.
Die männliche Linie des Geschlechts der Rapperswiler – deren Besitzungen sich um 1283 im Raum Wettingen, in Uri, Winterthur, im Zürcher Oberland und am oberen Zürichsee konzentrierten – endete 1283 mit dem Tod des minderjährigen Rudolf V. (* um 1265; † 15. Januar 1283).[10] Nach dem Tod Rudolf V. zog König Rudolf I. von Habsburg die Reichslehen der Rapperswiler an sich und übergab die an das Kloster St. Gallen zurückfallenden Lehen an seine Söhne. Damit kam Rudolf I. von Habsburg in den Besitz der Reichsvogtei über das Urserental – und des strategisch wichtigen Gotthardpasses sowie der Vogtei über Einsiedeln.
vonRapperswil
Version vom: 27.07.2010
Autorin/Autor: Franziska Hälg-Steffen
Hochadliges Geschlecht des 11. bis 14. Jahrhunderts, ab 1233 Grafenfamilie. Die Rapperswil stellen nach neuerer Forschung nicht eine Abstammungsfamilie männlicher Deszendenz dar. So setzten sie die Generationenfolge nach genealogischen Brüchen um 1200 und um 1230 höchstens kognatisch fort. Unter dem Namen Rapperswil beanspruchten vor allem nach 1200 mehrere Familie die Rapperswiler Herrschaftsrechte. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts waren dies vermutlich Vertreter der Freiherren von Vaz als Nachfolger der sich aus dem Umfeld der Freiherren von Wädenswil rekrutierenden Alt-Rapperswiler des 12. Jahrhunderts; nach der Mitte des 13. Jahrhunderts scheinen wieder Vertreter aus dem Clan der benachbarten Freiherren von Wädenswil die Oberhand gewonnen zu haben. Das gängige Argumentieren mit komplizierten Erbgängen und Linienbildungen, unter anderem über die kontrovers diskutierte Frage, ob zwischen 1223 und 1262 ein oder mehrere Vertreter des Vornamens Rudolf mit agnatischer oder kognatischer Erbfolge anzunehmen seien, greift zu kurz.
Zusammenhänge mit den hochmittelalterlichen Herren von Uster und von Hinwil dürfen angenommen werden. Die Rapperswil, mit den Brüdern Wetzel und Eppo im 11. Jahrhundert erstmals bezeugt, hatten zwar nur wenig Allodialbesitz, doch verfügten sie als Kastvögte des Klosters Einsiedeln sowie als Lehensträger der Klöster St. Gallen, Reichenau und Pfäfers über Güter und Rechte am oberen Zürichsee, im Zürcher Oberland, im Glattal (mit der Herrschaft Greifensee) sowie in Uri. Als Parteigänger des staufischen Kaiserhauses gelangten sie um 1240 in den Besitz der Reichsvogtei Ursern. Als neues Herrschaftszentrum neben der Burg Alt-Rapperswil bei Altendorf begannen die Rapperswil spätestens nach 1220 mit dem Bau der Stadt und Burg Rapperswil. Die Rivalitäten zwischen den verschiedenen Clans manifestierten sich im 13. Jahrhundert in zahlreichen Güterkonflikten, die mittels klösterlichen Stiftungen zu regeln gesucht wurden. Heinrich II. (->) stiftete um 1227 das Zisterzienserkloster Wettingen, dem er alle Rapperswiler Rechte in Uri übergab. Zwei verschiedene Träger des Vornamens Rudolf (-> und ->) gründeten die Klöster Bollingen (1251) und Wurmsbach (1259). Verwandtschaftliche Verbindungen bestanden um die Mitte des 13. Jahrhunderts zu den Grafen von Homberg, den Freiherren von Wädenswil, von Strättligen, von Schwanden, von Windegg, den Grafen von Kyburg und womöglich zu den Freiherren von Attinghausen sowie den Grafen von Toggenburg. Der Niedergang der Rapperswil begann in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter Rudolf V., der 1283 als Ultimus starb, und setzte sich unter der Erbtochter Elisabeth (->), seiner Schwester, infolge des massiven Zugriffs der erstarkenden habsburgisch-österreichischen Landesherrschaft mit immer weitergehenden Verkäufen fort.
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