Notizen |
- Hnabi (oder Nebi) spielte eine Rolle bei der Gründung des Klosters Reichenau, er ist Stammvater der Ahalolfinger; Im Reichenauer Verbrüderungsbuch trägt er den Titel comes (»Graf«).
Thegan von Trier: Vita Hludovici S. 590 f c. 2 (Ausgabe:Ernst Tremp (Hrsg.): Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 64: Thegan, Die Taten Kaiser Ludwigs (Gesta Hludowici imperatoris). Astronomus, Das Leben Kaiser Ludwigs (Vita Hludowici imperatoris). Hannover 1995 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat))
Die Fürstabtei St. Gallen (gegründet 719, aufgehoben 1805), war eine Benediktinerabtei in der heutigen Ostschweiz und die Bezeichnung für ein Gebiet, das der weltlichen Herrschaft des Abts des Klosters in St. Gallen unterstand. Das Kloster St. Gallen war nach dem KLOSTER SÄCKINGEN das zweitälteste Kloster auf dem Gebiet der Alamannen. Der Abt von St. Gallen war bis 1798 Reichsfürst mit Sitz und Stimme im Reichstag des HEILIGEN RÖMISCHEN REICHES; St. Gallen war gleichzeitig erster Zugewandter Ort der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
Bis zur Aufhebung der Abtei 1805 diente die Stiftskirche St. Gallen als Klosterkirche.
Gründung und «Goldenes Zeitalter»
Der karolingische Klosterplan St. Gallens ist die älteste überlieferte Architekturzeichnung des Abendlandes.[1] Reichenau, 819 oder um 827/830, St. Gallen, Stiftsbibliothek, Sign. Cod. Sang. 1092.
Rekonstruktionszeichnung des Klosters nach dem Klosterplan von Johann Rudolf Rahn, 1876
Eine Urkunde König Ludwigs des Deutschen von 856 für die Abtei St. Gallen. Stiftsarchiv St. Gallen, Urkunden FF.1.H.106
Im Jahr 612 liess sich der irische Mönch Gallus, ein Gefährte des Columban von Luxeuil, an der Steinach nieder und gründete eine Einsiedlerzelle. Der eigentliche Gründer des Klosters St. Gallen war jedoch Otmar, der am rätischen Bischofssitz in Chur ausgebildet und geweiht worden war. Um 719 wurde er vom Arboner Tribun Waltram von Thurgau zum Vorsteher der Gallus-Zelle eingesetzt und mit der Einführung eines regulären Klosterlebens beauftragt. Die ersten Mönche waren zunächst Räter, später stammten sie immer häufiger aus alemannischen Adelsfamilien der Umgebung. Die zahlreichen Schenkungen begüterter Adliger an das Kloster Otmars scheinen zum Ziel gehabt zu haben, einheimischen Grundbesitz dem Zugriff der in der Region immer stärker werdenden Karolinger zu entziehen. Von der Auslöschung der alemannischen Führungsschicht 746 beim Blutgericht zu Cannstatt wurde auch das Kloster betroffen, dem im folgenden Jahr vom fränkischen König Pippin dem Jüngeren die Benediktinerregel aufgedrängt wurde. Auch das Klostergut wurde von fränkischen Kommissaren in Mitleidenschaft gezogen. Als Otmar 759 vor dem König klagen wollte, wurde er verhaftet und auf eine Rheininsel bei Eschenz verbannt. Nunmehr dem Bistum Konstanz unterstellt, wurde es faktisch zum bischöflichen Eigenkloster. Das änderte sich erst unter Abt Gozbert, der 818 von Ludwig dem Frommen ein Immunitätsprivileg und damit die Erhebung zum reichsunmittelbaren Kloster zu erreichen vermochte. Das bisher eher königsferne Kloster wurde nunmehr zu einer Stütze der fränkischen Herrschaft in Alemannien. Ein Skriptorium wurde eingerichtet, wo biblische und wissenschaftliche Texte von hohem Rang angefertigt wurden. Hier entstanden 883 die GESTA CAROLI MAGNI des NOTKER von St. Gallen. Während des «Goldenen» Zeitalters von 816 bis zum Ungarneinfall 926 war eine enge Zusammenarbeit mit kaiserlichem resp. königlichem Hof sowie eine neue Blüte des Skriptoriums dominierend.
Die STIFTSBIBLIOTHEK St. Gallen ist seit 820 indirekt über den St. Galler Klosterplan nachgewiesen. Dort entstanden herausragende Werke der Buchmalerei wie der Folchart-Psalter, der St. Galler Psalter, das Psalterium Aureum und das Evangelium Longum. St. Gallen war während des Frühmittelalters eines der BEDEUTENDSTEN ZENTREN ABENDLÄNDISCHER KULTUR.
Ungarneinfall 926
Martyrium der Wiborada
Das «Goldenes Zeitalter» endete abrupt am 1. Mai 926, nachdem bereits im Frühjahr Reisende berichtet hatten, die Ungarn würden auf ihren Feldzügen bereits bis zum Bodensee vorstossen. Da die Herzöge im zerstrittenen Ostfrankenreich keine gemeinsame Abwehr aufbauen konnten, hatten sie den plündernden und brandschatzenden Banden nichts entgegenzusetzen. Abt Engilbert beschloss, die Schüler sowie Alte und Kranke in der dem Kloster gehörenden Wasserburg bei Lindau in Sicherheit zu bringen. Viele der Schriften wurden im befreundeten Kloster Reichenau versteckt. Die Mönche brachten sich und die wertvollen Kultgegenstände in einer Fluchtburg im Sitterwald in Sicherheit. Die Einsiedlerin Wiborada blieb auf ihren ausdrücklichen Wunsch als einzige in der zugemauerten Kirche St. Mangen in der verlassenen Stadt zurück.
Als die Ungarn die Stadt überfielen, fanden sie nichts von Wert. Sie beschädigten Gebäude und Altäre und brannten die Holzhäuser des Dorfes nieder. Die Angreifer fanden auch Wiborada (+01.05.926 in St. Gallen), allerdings keinen Eingang zu ihrer zugemauerten Klause. Feuer konnte ihr und der Kirche nichts anhaben, also deckten die Ungarn das Dach ab und töteten sie. Einen Angriff auf die Fluchtburg der Mönche wagten die Ungarn aufgrund ihrer schwer zugänglichen Lage nicht. Sie wurden von den Mönchen beim Rückzug sogar angegriffen. Nach dem Abzug der Ungarn kehrten die Mönche mit den Einwohnern zurück und bauten die beschädigten und niedergebrannten Häuser wieder auf.
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